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Die Mordweihnacht 1705

Da Johannes Jäger - einer der Führer und letztendlich Opfer des Bauernauf-standes von 1705 - aus dem "Höckhen" Haus stammt, erinnert die Familie mit einer Gedenktafel vor dem Haus und einer Reihe von Originalwaffen im Flur an ihren Vorfahren, der sich gegen die Besetzung Bayerns zu wehren suchte.

"Lieber bayrisch sterb'n als kaiserlich verderb'n!" Mit diesem Schlachtruf auf den Lippen stürmten am 25.12.1705 bayrische Bauern die Habsburger Garnison in München. Der Grund war die Entscheidung von Bayerns Kurfürst Maximilian II. Emanuel von Bayern, der eine Allianz mit Ludwig XIV. gegen den Habsburger Kaiser und dessen Verbündete geschlossen hatte. Nachdem Maximilians Truppen im Zuge des Spanischen Erbfolgekrieges 1704 zwei verheerende Niederlagen bezogen, musste Ende des Jahres sogar der Kurfürst selbst aus Bayern in die Niederlande fliehen.
 

Bayern wurde daraufhin von österreichischen Truppen besetzt, die das Land als Nachschubquelle ausbeuteten und junge Männer zwangsrekrutierten - 12.000 Männer wurden so in den Dienst der kaiserlichen Armee gezwungen, die Höfe der aus bäuerlichen Verhältnissen stammenden Männer wurden vernachlässigt.

Innerhalb eines Jahres vervierfachte die kaiserlich-österreichische Admini-stration die Steuern und willkürliche Verhaftungen hatten die Geduld der Bevölkerung erschöpft.  Im Herbst 1705 begann sich Widerstand zu regen und in Schönau und Gern wurden kaiserliche Soldaten - die ein Widerstandsnest von Bauern ausheben wollten - von den Dörflern verprügelt. In Nieder- und Oberbayern sprang nun die Flamme des Aufstands über und im November besetzten die Aufständischen Burghausen und später Braunau/Inn. Die Erfolge ließen die Revolutionäre glauben, sie könnten nun auch München erobern und dem Kurfürsten Maximilian Emanuel die Rückkehr nach Bayern ermöglichen. Die Anführer der Aufständischen trafen sich im "Höckhen" zu ihren konspirati- ven Zusammenkünften - im obersten Stock des Hauses versteckte man schon Waffen und schmiedete die Pläne zum Umsturz der Besatzungsmacht.
 

Aus der in München inzwischen aufgelösten Bürgerwehr rekrutierte man Ver- bündete und die Schankwirte Johannes Jäger aus Tölz und sein Mitstreiter Georg Kittler wollten am Hofbräuhaus und dem Franziskanerkloster zusammen mit bewaffneten Stadtbewohnern den anstürmenden Bauern die Stadttore öffnen, um gemeinsam die Garnison zu besiegen. Am 21.12 1705 trafen am Kloster Schäftlarn im südlichen Isartal über 3.000 Bauern aus ganz Bayern ein - die Bewaffnung bestand in der Mehrzahl aus Dreschflegeln und Heugabeln, nur wenige wie die Tölzer Gebirgsschützen hatten Gewehre.
 

Der Aufmarsch war der Obrigkeit nicht unbemerkt geblieben und kaiserliche Truppen blockierten die Zufahrtsstraßen nach München. Ein Judas verriet dann auch noch Johannes Jäger und der musste Hals über Kopf aus München fliehen, alle geheimen Zeichen wie Böller und Raketen zum Beginn des Aufstandes funktionierten nicht mehr, die "Kaiserlichen" kontrollierten die Straßen. Allen Widrigkeiten zum Trotz marschierten die kampfbereiten Bauern gegen München und trafen am Weihnachtsabend 1705 in Sendling beim "Großen Wirt" ein. Am nächsten Morgen marschierten bis auf ein paar Hundert Unbewaffnete über 2200 Männer auf das Rote Tor und das Angertor in München zu. Johann Georg Aberle erstürmte den Roten Turm, die Österreicher unter ihrem Oberst Wendt flohen in das stark befestigte Isartor.

Die inzwischen heraneilenden kaiserlichen Truppen massakrierten mit ihrer starken Bewaffnung die bäuerlichen Revolutionäre und nach kurzem Kampf erlosch der Widerstand. Mit dem Versprechen, Gnade walten zu lassen, entwaffneten die Kaiserlichen die Überlebenden, um sie nach dieser perfiden Lüge durch Infantrie und ungarische Husaren abschlachten zu lassen.

Nachdem München nun von den Widerständlern befreit war, rückten die kaiserlichen Armeen am 1. Januar 1706 unter ihrem General Georg Freiherr von Kriechbaum über die niederbayrischen Dörfer Neumarkt und Eggenfelden an Vilshofen heran. Am 8. Januar traf er bei Aidenbach auf 4.000 Bauern, die nur unter hohen eigenen Verlusten aufgerieben werden konnten. Aber dieser Sieg brach den Willen der Bauern endgültig, der Aufstand war gescheitert.

 

Die Rache der Regierenden war grausam: über 500 Verwundete wurden in München ohne ärztliche Hilfe auf offener Straße gefangen gehalten, ohne Wasser und Nahrung verstarben die meisten unter den Augen der Münchner Bürger. Die Anführer des Aufstandes - Johannes Jäger, Georg Kittler und Johann Georg Aberle wurden auf dem Marienplatz zu München nach kurzem Prozess enthauptet. Johannes Jäger wurde dann gevierteilt und seine Leichen- teile an die vier Stadttore genagelt. Sie, die Rädelsführer, starben zusammen mit mehr als 2.000 Gefolgsleuten. Bis zur Rückkehr von Maximilian Emanuel vergingen 10 weitere Jahre, in denen Bayern in einer Art Schockstarre verharrte.

 

Das Andenken an die tapferen Bauern und ihre Anführer wird in ganz Bayern hochgehalten. Viele Denkmäler erinnern an die Aufständischen, Gemeinden, Trachtengruppen, Vereine und Bürgerhäuser erinnern an die Mordweihnacht 1705, wobei die Geschichte vom sagenumwobenen Schmied von Kochel trotz aller gegenteiligen Behauptungen eine Legende bleiben wird - der Mann, der angeblich mit einer 50kg schweren und nagelbewehrten Keule Dutzende der Kaiserlichen "schlagartig" ins Jenseits beförderte, existierte nur in den Köpfen der Aufständischen. Leider...

Gedenktafel am Höckhen-Haus

 

Zeitgenössischer Kupferstich von

der Hinrichtung Georg Kittlers

 

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